Bewegende Biografie einer Münchner Villa

Thomas Prieto Peral, Anke Buettner, Sylvia Schütz, Dominik Krause bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Hildebrandhaus
Bildrechte Münchner Stadtbibliothek, Eva Jünger

Die neue Dauerausstellung der Monacensia erzählt die bewegte Geschichte des Hildebrandhauses in München-Bogenhausen von der Künstlervilla der Prinzregentenzeit bis zur Künstler*innenvilla heute. 
Durch das Schicksal der getauften Jüdin Elisabeth Braun ist es mit der evangelischen Kirche verwoben. Der Kirchenkreis München und Oberbayern fördert die neue Ausstellung, die am 27. Oktober eröffnet wurde. 

„Die bewegende Geschichte des Hildebrand-Hauses in Bogenhausen führt durch die Höhen und Tiefen der letzten eineinhalb Jahrhunderte in München. Jüdische Kultur, literarisches Leben, aber auch der Ungeist der NS-Zeit waren hier zuhause. Viele Jahre gehörte dieses Haus der Evang. Kirche, daher haben wir diese großartige Ausstellung mit gefördert.“ sagt Regionalbischof Thomas Prieto Peral. 
 
Der Bildhauer Adolf von Hildebrand ließ die Villa in der Prinzregentenzeit als repräsentatives Atelier- und Wohnhaus errichten, in dem Kunst und Leben eine ideale Einheit bilden. Im Laufe der Jahre wandelte sich das Hildebrandhaus zu einem Ort, an dem viele Lebensgeschichten eine tragische und grausame Wendung nahmen. Als Hildebrand vor dem NS-Regime nach Florenz floh, erwarb die getaufte Jüdin Elisabeth Braun das Hildebrandhaus und bewohnte es gemeinsam mit weiteren von den Nationalsozialisten verfolgten Personen. In ihrem Testament vermachte sie 1940 ihren Besitz an die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern. Im November 1941 wurde Elisabeth Braun zusammen mit 1.000 weiteren Münchner „Nichtariern“ nach Kaunas in Litauen deportiert und erschossen. Die Evangelische Kirche übergab das Haus 1967 an die Stadt München, hier befinden sich heute die Monacensia und auch die neu gestaltete Dauerausstellung. 
 
Die Dauerausstellung zeigt teilweise erstmals historische Dokumente aus der Geschichte des Hildebrandhauses. Interviews mit Rachel Salamander und Julian Nida-Rümelin ergänzen die Ausstellung um individuelle Perspektiven. Kuratiert wurde die Ausstellung nach der Methode der kuratorischen Feldforschung, die sich auch mit den Leerstellen in Archiv und Forschung beschäftigt. Der Kirchenkreis München und Oberbayern fördert die neu gestaltete Dauerausstellung mit 20.000 EUR. 
 
Ein weiterer Themenschwerpunkt der Ausstellung ist der heutigen Monacensia und ihrem Selbstverständnis als Künstler*innen-Villa gewidmet: Die Künstler*innen-Villa spiegelt die literarische Vielfalt der Stadt. Sie ist Treffpunkt, Produktionsort, Inspirationsquelle und Bühne für etablierte wie angehende Autor*innen, Künstler*innen, Kulturschaffende und die freie Szene. Ein Raum der Ausstellung ist speziell diesen kreativen Kooperationen gewidmet und zeigt die fortlaufende gemeinsame Arbeit am kulturellen Gedächtnis.