Die Rückkehr der Namen

Titel "Die Rückkehr der Namen" und stilisierte Namen von Opfern des NS-Regimes
Bildrechte Bayerischer Rundfunk

Das Erinnerungsprojekt "Die Rückkehr der Namen" erinnert an 1.000 Opfer des NS-Regimes aus München. Am 11. April gedenken überall in der Stadt Patinnen und Paten dieser Opfer an ihr Leben und ihr Schicksal. Auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern beteiligt sich an dem Erinnerungsprojekt: Persönlichkeiten aus der Kirche übernehmen über 40 Patenschaften und bieten rund um den Tag passende Veranstaltungen an. 

Auch Thomas Prieto Peral hat eine Patenschaft übernommen: "Ich finde die Idee stark, die Leidensdimensionen der Münchnerinnen und Münchner, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden, durch dieses Paten-Projekt konkret und leibhaftig werden zu lassen." Der Regionalbischof von München und Oberbayern hat die Patenschaft für Simon Hutzler übernommen. Über ihn sagt Thomas Prieto Peral: 

Ich werde am 11.4. in der Maistr. 26 an Simon Hutzler erinnern. Er war in der Arbeiterbewegung engagiert und wurde durch viele Kontakte zur KPD aktiv im antifaschistischen Kampf der Kommunisten. Weil die NSDAP in den Kommunisten den größten politischen Feind sah, begann sofort nach der Machtergreifung deren politische Verfolgung. Als das KZ Dachau zwei Monate nach der Machtergreifung im März 1933 eröffnet wurde, waren anfangs vor allem Kommunisten dort interniert. Hutzler wurde im April 1934 zum ersten Mal verhaftet, erst zu Gefängnis, dann bis 1938 in „Schutzhaft“ im KZ Dachau.  Als er freikam, setzte er seinen politischen Kampf unmittelbar fort. 1942 wurde er wieder verhaftet und diesmal schwerst misshandelt. Ein Jahr später starb er in Haft.
 
Für mich persönlich ist es eine wichtige Erfahrung, mich mit der Biografie eines antifaschistischen kommunistischen Kämpfers zu befassen. Könnte ich mit ihm diskutieren, wären wir uns beim Antifaschismus sicher einig, in vielen politischen Punkten aber unterschiedlicher Meinungen. Hutzlers politischer Kampf als Arbeiter war von einer ganz anderen Natur als etwa der Widerstand eines Dietrich Bonhoeffer – und er fordert mich als evangelischen Christen auch anders heraus. Aber genau hier gilt, dass Freiheit immer die Freiheit der anderen ist. Oder um mit Voltaire das Wesen der freien Demokratie zu beschreiben: „Ich lehne ab, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Letzten verteidigen, dass Sie es sagen dürfen.“

Viele Persönlichkeiten und Einrichtungen aus der evangelischen Kirche haben für das Erinnerungsprojekt eine Patenschaft übernommen: Unter anderem Landesbischof Christian Kopp, Regionalbischof Thomas Prieto Peral, der Münchner Stadtdekan Bernhard Liess, Engagierte aus der Versöhnungskirche Dachau und junge Menschen aus der Evangelischen Jugend oder der Evangelischen Studierendengemeinde. Auch das Bayerische Bündnis für Toleranz und viele weitere verbundene Einrichtungen stehen am 11. April für die Namen von Opfern des NS-Regimes. 

Passend zu dem Projekt bieten evangelische Einrichtungen auch selbst Veranstaltungen an: Die evangelische Stadtakademie veranstaltet eine literarisch-musikalische Performance zu Literatur von Autorinnen, deren Werke in der NS-Zeit verboten wurden und einen Stadtrundgang mit Harry Oelke zum Protestantismus in München zur Zeit des Nationalsozialismus

Die offizielle Homepage des Erinnerungs-Projektes "Die Rückkehr der Namen"